Heutzutage kann man den Besuch beim Doktor durch einen In-App Video Call ersetzen oder beispielsweise sämtliche Gesundheits-, Fitness- sowieErnährungsdaten über Apps tracken, monitoren und noch vieles mehr. Oftmals fällt es schwer es zu entscheiden welche App den gerade bestehenden Bedürfniss gerecht wird: manchmal geht es darum die beste Playlist für’s Joggen zu finden oder auch die App den idealen Aufwachzeitpunkt bestimmen zu lassen.
Da unsereins monatlich keine geringen Gebühren an Krankenkassen zahlt, wäre es für die Zahlenden (wir) naheliegend, wenn sich die Kassen gesundheitsvorsorglich auch gerade in der App-Economy sinnvoll engagieren würden. Zu diesem Zweck haben wir untersucht, welche Krankenkassen-Apps den meisten Nutzen diesbezüglich bringen. Wir haben dazu 6 verschiedene Apps der größten deutschen Krankenkassen getestet.
Laut des amerikanischen „Mobile Health 2012 Report” werden Gesundheits-Apps vorzugsweise zur Erfassung von Fitness- und Trainingsdaten (38 %), dem Essverhalten (31 %), des Gewichtsverlaufs (12 %), des Menstruationszyklus (7 %) oder zur Verwaltung von Blutdruckdaten (5 %) genutzt. Für unseren Blog-Post nehmen wir zwei Arzt- und Kliniksuche-Apps, zwei Vorsorge-Apps, eine Baby-App, eine Hausmittel-App sowie ein Gesundheitsmagazin unter die Lupe.
IKK Classic
Diese kostenlose iPhone-App zeigt Ihnen alle Ärzte, Heilpraktiker oder Apotheken in Ihrer direkten Umgebung an – und das alles mit nur wenigen Klicks. Auf Wunsch können Sie sich die ausgewählte Arztpraxis auch auf einer Karte anzeigen lassen. Zudem sind umfangreiche Filteroptionen vorhanden; so kann man etwa nach Chirurgen oder Dermatologen im gewünschten Gebiet filtern. Das integrierte Pollenflugradar setzt der Gesundheits-App die Krone auf: Allergiker sind damit sofort über jegliche Art von Pollenaktivität informiert.
Die App bietet was sie verspricht, aber leider auch nicht mehr.
Unser Score: 4/5
TK-Klinikführer
Obwohl nur die Zufriedenheit von TK-Versicherten für das jeweilige Krankenhaus berücksichtigt wird, ist die iOS-App für alle Patienten nützlich. Das Nachschlagewerk enthält 2.000 Kliniken, mit teilweise recht detaillierten Informationen. Die Bewertungen der Einrichtungen werden nach dem Behandlungsergebnis, der Versorgung und der allgemeinen Organisation differenziert. Zu den meisten Krankenhäusern können Sie Angaben zur Patienten-Zufriedenheit lesen. Einziger Mangel: Es lässt sich nicht nach einer Klinik explizit suchen, um näheres über sie zu erfahren. Da die App viel Potential verspricht, wäre es super, wenn die TK hier wieder ein Update veröffentlicht.
Unser Score: 4/5
AOKBaby
Die Baby Ratgeber-App zeigt während der Schwangerschaft auf, wie sich Ihr Baby entwickeln sollte und welche Termine zu welchem Zeitpunkt anstehen. Nach der Geburt zeigt Ihnen AOKBaby notwendige Vorsorge-(Untersuchungen) und Impftermine an. Damit sich Ihr neugeborenes gesund entwickelt, bekommen Sie gleich noch die ersten Brei-Rezepte mitgeliefert. Schade nur, dass die Vorsorgeuntersuchungen recht umständlich einsehbar sind – zumindest, wenn Ihr Kind noch nicht geboren ist. Außerdem mangelt es dem virtuellen Mutterpass an Daten, um tatsächlich verwendet werden zu können. Hier wird auch der Unterschied der Krankenkassen-Apps zu den pure Playern oder mobile first Companies im Markt deutlich. Vergleicht man die Apps Pregnancy+ mit der AOKBaby so zeigen sich schon Qualitätsunterschiede und den Nachholbedarf der Kassen.
Unser Score: 3/5
Barmenia-mediApp
Ein, zwei oder noch mehr Kinder: Die App für Ihr iPhone oder iPad hilft Ihnen, den Überblick über alle Vorsorgeuntersuchungen zu behalten. Managen Sie die Arzttermine Ihrer ganzen Familie – und finden Sie gleich den passenden Mediziner. Neben der eigenen Familie können Sie auch die Daten von den Personen verwalten, die Sie betreuen oder pflegen. Auf einen Blick wissen Sie, welches Medikament zu welchem Zeitpunkt eingenommen werden soll. Die Suche nach dem Bereitschaftsarzt ohne GPS ist umständlich. Außerdem fehlt eine Integration mit dem iOS-Kalender und es gibt keine Terminerinnerungsfunktion, was sehr nützlich wäre. Ein Pluspunkt allerdings: Im Notfall können Ärzte oder Sanitäter auch ohne Passwort auf Teile der Dokumentation (Blutgruppe, Allergien, Patientenverfügungen) zugreifen.
Unser Score: 3,5/5
Gesund & Fit
Anhand einer interaktiven Körperfigur kann man sich über bestimmte Symptome informieren. Die riesige Datenbank kennt unzählige Symptome, deren Ursachen sowie Möglichkeiten zur Vorbeugung und zu dessen Therapie. Gesund & Fit stellt darüber hinaus unterschiedliche Sportarten vor, gibt Tipps zur Haltung und sogar einfache Übungen für das Büro. Es gibt verschiedene Selbsttests, mit denen Sie etwa Diabetes-Risiko und Ihr biologisches Alter berechnen können. Als Sponsor der App tritt die SDK (=Süddeutsche Krankenkasse) in Erscheinung sowie der Verlag Gofeminin, der das Gesundheitsportal Onmeda betreibt. Einzig zu bemängeln bleibt, dass die App ständig im Hintergrund läuft und somit unnötig viel Akku und Arbeitsspeicher frisst.
Unser Score: 4/5
bleibgesund in Bayern
Egal, ob aus dem Bereich Medizin, Ernährung, Fitness oder Familie – interessante und zuverlässige Informationen sind garantiert. Durch interaktive Tools gibt es in der App jede Menge zu sehen, zu hören und zu entdecken. Außerdem in jeder Ausgabe: Ein ausgefallenes Rezept mit Schritt-für-Schritt-Anleitung. Das eMagazin bietet Orientierung und Unterhaltung und ist der mediale Zugang zur Gesundheits- und Servicewelt der AOK Bayern. Ziel ist es, möglichst personalisiert, regionalisiert und vor allem praxisnah im Lebensumfeld anzusprechen. Dank kraftvoller Headlines, dynamischer Bilder und zurückhaltender Animationen bekommt das gesamte eMagazin eine sinnliche Erfahrbarkeit, die immer zweckgebunden inszeniert wird. Einzig zu bemängeln wäre die lange Downloadzeit des Magazins, was bei der Masse an Vorteilen jedoch nicht groß auffällt.
Unser Score: 4,5/5
Zusammenfassung Krankenkassen Apps
Die großen Krankenkassen bieten allesamt eine Vielzahl an Apps an, jedoch nur wenige bringen tatsächlich einen großen Nutzen für ihre Zielgruppe. Laut der Digital Health Studie der AOK Nordost in Kooperation mit der Uni Potsdam würden 58% der Befragten eine von der Krankenkasse angebotene App mit Sicherheit oder vielleicht installieren. Wir denken, ein schnellumzusetzender Schritt wäre das Anbieten eines mobilen Bonusheftes der jeweiligen Krankenkasse.
Der Qualitätsunterschied zwischen sog. Mobile First Unternehmen (App als einziges Business Modell) und Krankenkassen ist hoch. Vergleicht man beispielsweise Lifesum oder Pregnancy+ fällt auf, dass die meisten Krankenkassen relativ spät in der App-Economy angekommen sind und es dementsprechend reichlich Entwicklungspotential in diesem Markt gibt. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich bis 2020 die Krankenpflege größtenteils nach Hause verlagert haben wird. Da mobile digitale Kommunikation überall verfügbar ist, werden Arzt-Patienten-Kontakte zunehmend virtuell. Stationäre Behandlungen beschränken sich auf Notfall- und Trauma-Patienten. Anstelle langer Warte- und Anreisezeiten treten ärztliche Konsultationen via Tele-Medizin und Ferndiagnosen mit digitaler Anamnese auf. Wie Sie sehen, ist hier noch eine Menge Spielraum nach. Somit bleibt noch viel zu tun und uns wird in Zukunft noch einiges erwarten.